Brynmawr-Experiment

Das Brynmawr-Experiment war ein von einer Quäker-Gruppe um Peter Scott initiiertes Projekt im südwalisischen Brynmawr, das zwischen 1928 und 1940 durchgeführt wurde. Ziel war es, die durch eine wirtschaftliche Rezession entstandene Armut zu lindern und den Arbeitslosen Beschäftigung zu geben, zunächst auf freiwilliger, unbezahlter Basis, später auf bezahlter Basis. Dafür wurden unter der Schirmherrschaft eines eigens gegründeten Unternehmens verschiedene Tochterfirmen gegründet, die sich der Ausübung unterschiedlicher Handwerke widmeten. Diese Unternehmen sollten nach einer Bewährungsprobe eigenständig werden und dann von einem Betriebsrat geführt werden. Allerdings waren die meisten nur von kurzer Dauer, mit Ausnahme der Brynmawr Bootmakers und der Brynmawr Furniture Makers: Die Brynmawr Furniture Makers hielten sich immerhin bis 1940, mussten aber dann infolge des Zweiten Weltkriegs schließen. Zuvor hatten die von Paul Matt und später von Arthur Reynolds designten Möbel eine breite Abnehmergruppe gefunden, da die sie modern, aber einfach gestaltet waren und sich primär am Arts and Crafts Movement orientierten. Die Brynmawr Bootmakers überstanden dagegen den Krieg und gingen erst 1959 in ein Konkurrenzunternehmen auf. Dennoch gelten die Brynmawr Furniture Makers als erfolgreichstes Unternehmen des Brynmawr-Experiments.

Maßgeblich beeinflusst wurde das Projekt von Peter Scott, der sich in den 1920er-Jahren in verschiedenen Quäker-Komitees engagiert hatte. In Brynmawr wurde er zu einer Führungsfigur, auch wenn er diesen Status selbst bestritt. Darüber hinaus waren eine Kerngruppe mit einer einstelligen Personenzahl sowie wechselnde Freiwillige an der Durchführung und Organisation des Projektes beteiligt. Mitte der 1930er-Jahre wandte sich Scott von den Quäkern ab und gründete mit An Order of friends eine eigene Gemeinschaft, deren wenige Mitglieder vor allem die am Brynmawr-Experiment beteiligten Personen und deren Familien waren. Nach der Formalisierung der Gemeinschaft 1936 diente sie als Mutterunternehmen, in dessen Firmenkonstrukt mehrere Unternehmen mit Bezug auf das Experiment existierten. Mitte der 1930er-Jahre verlor Scott das Interesse am Experiment und widmete sich einem neuen Projekt, den Subsistence Production Societies, die ebenfalls unter der Schirmherrschaft von An Order existierten, aber trotz einiger Verbindungen nicht zum Brynmawr-Experiment gezählt werden.

Finanziert wurde das Projekt vor allem durch Geld- und Sachspenden. Die Gründung der Unternehmen fiel dagegen teils aus diesem Muster heraus, da neben Spenden auch auf Beteiligungen und Anleihen zurückgegriffen wurde. Das gesamte Experiment wurde während seiner Durchführung von mehreren Seiten kritisiert, darunter von verschiedenen Gewerkschaften und der lokalen Labour Party. Zudem hatte es nur begrenzte Auswirkungen, denn bis 1939 sank die Arbeitslosenquote von Brynmawr lediglich von 90 % auf 70 %. Trotz einiger Exponate in musealem Besitz wurde dem Experiment im Laufe der Jahre immer weniger Beachtung geschenkt und es wird heute als „vergessener Teil der walisischen Geschichte“ gesehen. Aufmerksamkeit bekommen zumeist lediglich die Brynmawr Furniture Makers, deren Designer von der Autorin Pamela Manasseh zu den wichtigsten derjenigen Möbeldesigner gezählt werden, die die Prinzipien des Quäkertums mit denen des Arts and Crafts Movement kombiniert haben. Für Manasseh ist zudem das gesamte Experiment durch die Schaffung bezahlter Arbeitsplätze einzigartig.


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